Die Digitalisierung ist ein Megatrend, der nicht nur die Industrie, sondern auch den Handel, die freien Berufe, das Handwerk und letztendlich die gesamte Gesellschaft erfasst hat. Im Handwerk werden durch die Digitalisierung und Vernetzung nicht nur Produkte und Dienstleistungen, sondern auch Wertschöpfungsprozesse und Geschäftsmodelle verändert. Gleichzeitig bieten sich Potenziale zur Verbesserung der Produkt- und Ressourceneffizienz. Dies ist wichtig, um Arbeitsplätze im lohnintensiven Handwerk zu sichern, da die für das Handwerk relevanten Märkte von einer zunehmenden Wettbewerbsintensität und Internationalisierung gekennzeichnet sind. Insbesondere müssen die Möglichkeiten moderner Informations- und Kommunikationstechnologien genutzt werden, um die Prozesse entlang der Wertschöpfungskette gerade auch kleiner und mittlerer Handwerksunternehmen zu verbessern und damit die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen.
Auch dort, wo im Handwerk zuvor vornehmlich regionale Tätigkeit dominiert, ermöglicht die Digitalisierung eine deutliche Ausweitung des Marktradius auch für kleinere Unternehmen. Die möglichen Kontaktkanäle der Handwerksbetriebe zu ihren potenziellen Kunden mehren sich, seien es E-Mails, Online-Shops oder soziale Medien wie facebook. Wie auch in anderen Wirtschaftsbereichen wird die Kundenbindung an den eigenen Betrieb durch diese Kontaktkanäle zu einem entscheidenden Faktor. Der Kunde informiert sich heute vorab im Internet über Produkte, Leistungen und Anbieter. Daher ist für jeden Handwerksbetrieb das Vorhandensein einer modernen und technisch korrekten Internetseite besonders wichtig. Viele Innungsbetriebe im Landkreis Gifhorn haben dies bereits erkannt und sind in den sozialen Medien präsent.
Zugleich wächst damit die Bedeutung kundenspezifischer Beratung an der handwerklichen Wertschöpfung über das schon bisher hohe Ausmaß an. So können im Tischlerhandwerk Kunden in die Gestaltung eines beauftragten Produktes einbezogen werden durch einen online-Möbelkonfigurator. Bei der Fassadengestaltung, beim Wohnambiente oder bei der Bad-Gestaltung können dem Kunden die Gesamtergebnisse bestimmter Auftragsalternativen anschaulich gemacht werden.
Wenn auch die Digitalisierung Handwerksbetrieben zahlreiche neue Werkzeuge zur Verfügung stellt, bleibt „das Handwerk“ im Kern weiterhin analog. Die Digitalisierung wird in den Handwerksbetrieben überschaubare Auswirkungen auf die Arbeitsorganisation und die Personalführung haben – ungeachtet der sich wandelnden Anforderungen an individuelle Kompetenzprofile. Trotzdem wird die Aufgeschlossenheit der Handwerksbetriebe im Hinblick auf die Digitalisierung ein entscheidender Faktor für den weiteren Unternehmenserfolg sein.
Positionspapier zur Zukunft des Handwerks
Auf ein gemeinsames Positionspapier für ein „starkes Handwerk“ haben sich Niedersachsens Wirtschafts- und Arbeitsminister Olaf Lies und Vertreter der Handwerkskammern in Hannover verständigt. In dem achtseitigen Papier unterstreichen Minister Lies und die sieben Handwerkskammern in Niedersachsen die Bedeutung des Handwerks für den Wirtschaftsstandort Niedersachsen. Trotz guter konjunktureller Phasen stehe das Handwerk bedingt durch den demographischen Wandel und das Tempo der Digitalisierung vor großen Herausforderungen. Damit das Handwerk auch in Zukunft stark bleibe, seien Handlungsschwerpunkte vor allem in den Bereichen der Fachkräftesicherung, Digitalisierung sowie Innovation und Innovationsförderung erforderlich. Außerdem gelte es, neue Zukunftsmärkte für sich zu erschließen, wie z.B. die Elektromobilität, heißt es in der gemeinsamen Erklärung.
Der Präsident der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade, Detlef Bade, begrüßte die Vereinbarung: „Wir freuen uns, dass wir den Wirtschaftsminister an unserer Seite haben, wenn es um das für uns wichtige Thema der Fachkräftesicherung, der Entbürokratisierung und weiterer Herausforderungen geht. Gemeinsam für ein starkes Handwerk in Niedersachsen bedeutet auch, gemeinsam für eine gute Zukunft unseres Bundeslandes Niedersachsen!“
Minister Olaf Lies: „Wir sind stolz auf unser Handwerk und wir wollen unsere Handwerksbetriebe fit für die Zukunft machen. Denn Niedersachsen braucht ein starkes Handwerk. Dafür stellen wir uns gemeinsam den Herausforderungen der Zukunft. Dazu gehört zu allererst das Thema der Fachkräftesicherung. Hier muss es uns mit vereinten Kräften gelingen, junge Menschen mit attraktiven Ausbildungs- und Weiterbildungsangeboten und individuellen Arbeitsmodellen für das Handwerk zu begeistern. Gleichzeitig gilt es, unsere Handwerksbetriebe in ihrer Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und zu unterstützen. Das machen wir mit Hilfe von speziellen Innovationsförderprogrammen bei Forschungs- und Entwicklungsvorhaben und Fortbildungsangeboten im Bereich der Digitalisierung in unseren Kompetenzzentren und Lernfabriken 4.0. Die Digitalisierung ist einer der wichtigsten Innovationstreiber unserer Zeit. Die Potenziale der Digitalisierung müssen sich auch gerade unsere kleinen und mittelständischen Betriebe zu Eigen machen.“
Das Handwerk hat für Niedersachsen eine große Bedeutung. Allein in den letzten Jahren konnte das Handwerk die Zahl der Arbeitsplätze um 90.000 auf 520.000 Beschäftigte steigern. Der in 2015 erwirtschaftete Umsatz lag bei 50 Milliarden Euro. Diese „Wirtschaftsmacht von nebenan“ wollen Wirtschaftsministerium und Handwerkskammern mit der gemeinsamen Erklärung stärken.