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Wolfsburg
12:43 08.06.2016

Zur Person:

- Prof. Dr. Ewald Wessling studierte Volkswirtschaft, Publizistik und Philosophie in Münster, Harvard und Stanford und promovierte in Münster am Lehrstuhl für Geld und Währung.

- Als Konzernmanager und Geschäftsführer verantwortete er für Europas größten Zeitschriftenverlag, Gruner + Jahr, den ersten profitablen Online- Auftritt. Heute unterstützt er Unternehmen, ihre Stärken in die digitalen Märkte zu übertragen, und lehrt als Professor für Neue Kommunikationsformen an der Hochschule Hannover.

- Ewald Wessling lebt in Hamburg, ist verheiratet und hat vier Kinder.

Der digitale Wandel ist disruptiv, er kann ganze Branchen zerstören. Um wirklich gut zu sein, müsse eine Idee sogar zwingend eine globale Kampfansage an eine bestimmte Branche sein – „das ist so gewollt in Silicon Valley“, erläuterte Kommunikationsforscher Prof. Dr. Ewald Wessling als hochkarätiger Gast des Gifhorner Wirtschaftsabends. Was iTunes für die Musik-CD-Industrie war, ist Amazon für den traditionellen Buchhandel oder Wikipedia für den Brockhaus – und nicht mal 15 Jahre nach der Markteinführung wird iTunes nun bereits wieder von Spotify abgelöst: „Sie können machen, was Sie wollen, aber entziehen können Sie sich dem digitalen Wandel nicht“, redete Wessling rund 200 Unternehmern ins Gewissen.

Chancen aktiv nutzen

Schwarz zu sehen, sei jedoch die falsche Konsequenz aus dieser Entwicklung. Ein jeder sollte sich aufmachen und die Reise von Analogistan nach Digitalien antreten, mahnte Wessling. Selbstverständlich könne man sich auch der digitalen Entwicklung, der neuen Kommunikationsformen und all der daraus erwachsenden Möglichkeiten verschließen: „Das geht, das kann man schon machen“, sagte Wessling mit kritisch hochgezogenen Augenbrauen. „Aber das können Sie sich nur erlauben, wenn Sie bloß noch einen beruflichen Horizont von drei bis vier Jahren vor sich haben.“ Wesslings Aufruf an die Gäste: Sie sollen selbst aktiv werden, die Chancen des digitalen Wandels nutzen sowie aktiv auf ihre Kunden zugehen und sich noch stärker an deren Bedürfnissen orientieren. 

Rund 200 Unternehmerinnen und Unternehmer erlebten einen spannenden und informativen Vortrag in der Stadthalle. Referent Prof. Dr. Ewald Wessling zog die Zuhörer souverän in seinen Bann.
Rund 200 Unternehmerinnen und Unternehmer erlebten einen spannenden und informativen Vortrag in der Stadthalle. Referent Prof. Dr. Ewald Wessling zog die Zuhörer souverän in seinen Bann.

Eine eigene Internetseite ist Pflicht, genauso eine Präsenz in sozialen Netzwerken wie Facebook und auch ein Eintrag im digitalen Kartendienst Google Maps: „Wer als junger Mensch heute in einer fremden Wohnung aufwacht und Brötchen holen will, der schaut zuerst in seinem Smartphone nach, wo er diese herbekommt – selbst wenn er beim Öffnen des Fensters einen Bäcker auf der gegenüberliegenden Straßenseite gesehen hätte.“

Mehr unternehmerischer Mut

So könne es sein, dass die Generation Smartphone mit konzentriertem Blick aufs Display an zwei oder drei alternativen Anbietern vorbeiläuft, ohne diese wahrzunehmen, bis die Stimme aus dem kleinen Apparat ihm sagt: „Sie haben Ihr Ziel erreicht.“

Um genau dieses Ziel zu sein, sei mehr Mut von den Unternehmern gefordert. Wesslings abschließender Rat: „Lassen Sie sich von den Jungen begeistern.“ Denn allen Unkenrufen zum Trotz sei die junge Generation eben nicht eine Generation von Taugenichtsen: „Es ist nicht unbedingt die fähigste Generation, aber mit all ihren technischen Möglichkeiten die befähigste Generation denn je.“

Text und Fotos: Bastian Till Nowak (BT Media)

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