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Wolfsburg
12:42 08.06.2016
In einer global vernetzten Welt entstehen durch die Digitalisierung völlig neue Geschäftsmodelle. Das erfordert auch ein neues Denken und den Mut, Herausforderungen aktiv anzunehmen. Rawpixel/123RF

Der digitale Wandel betrifft uns alle, nicht erst in Wochen, Monaten oder Jahren, sondern hier und jetzt. Ehemalige Startups wie facebook, zu Anfang als Spinnerei eines gewissen Marc Zuckerberg belächelt, gehören heute zu den wertvollsten Unternehmen der Welt. Online-Händler wie Amazon, ebay oder Zalando und viele andere bringen den stationären Handel in Bedrängnis und locken immer mehr Käufer an. Unternehmen bieten Aufträge im Netz an – weltweit – und können sich so die preisgünstigsten Anbieter aussuchen. Private Nutzer von Internet, Tablets und Smartphones haben heute Zugriff auf Informationen, Angebote und Unterhaltung, global und rund um die Uhr. Öffnungszeiten sind ihnen egal, das Netz ist Tag und Nacht geöffnet. Vom Auto bis zur Zahnpasta, im Internet gibt es alles. Und nicht selten zu unschlagbaren Preisen, weil die Anbieter Personal und teure Ladenmieten sparen. Auch das Handwerk spürt den Wandel, denn mit dem Netz verschwinden die traditionellen „Reviere“ der einzelnen Betriebe: Per Homepage kann jeder Betrieb seine Leistungen anbieten und so um Kunden außerhalb seines angestammten Gebietes werben.

In der Industrie schreitet die Digitalisierung rasant voran: Durch die wachsende Flut verfügbarer Daten lassen sich Prozesse immer genauer steuern, gleichzeitig steigt die Automation durch weiter verfeinerte Anwendungen. Internetkonzerne wie Google und Computerhersteller wie Apple nutzen ihre digitale Kompetenz und die Unmenge der ihnen zugänglichen Daten zum Aufbau neuer Geschäftsmodelle, Stichwort Mobilität und selbstfahrende Autos. Siemens-Chef Joe Kaeser hat kürzlich in einem anderen Zusammenhang von einem „digitalen Krieg“ gesprochen, in dem nur derjenige gewinnen könne, dem die Daten gehören.

Digitale Strategie 2025

Sigmar Gabriel stellte die Digitale Strategie 2025 vor. Wolfgang Kumm 
Sigmar Gabriel stellte die Digitale Strategie 2025 vor. Wolfgang Kumm 

Bei der Eröffnung der weltweit größten IT-Messe CeBIT vor wenigen Wochen in Hannover stellte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel die neue Digitale Strategie 2025 der Bundesregierung vor: „Die erfolgreiche digitale Transformation unserer Volkswirtschaft ist die Voraussetzung für den Erhalt und die Stärkung unserer Wettbewerbsfähigkeit.

Unser Ziel ist es, Deutschland zum modernsten Industriestandort zu machen. Wichtige Vorhaben haben wir im Rahmen der Digitalen Agenda der Bundesregierung bereits umgesetzt. Mit der Digitalen Strategie 2025 legen wir jetzt den ersten systematischen Ansatz vor, der aufzeigt, welche Instrumente in Zukunft notwendig sind. Ganz bewusst haben wir dabei über die zeitlichen Grenzen von Legislaturperioden hinausgedacht. 

In der Digitalen Strategie 2025 zeigen wir, wie wir Wandel made in Germany gestalten und die digitale Gesellschaft der Zukunft aufbauen wollen“, erklärte der Bundesminister. Die Digitale Strategie 2025 benennt Maßnahmen zur Umsetzung der Ziele in wesentlichen Themenfeldern wie dem Infrastrukturausbau, Investitions- und Innovationsförderung sowie intelligenter Vernetzung. Eine unabdingbare Basis dafür sind hochleistungsfähige Breitbandnetze, die der dreifachen Anforderung von hoher Kapazität, breiter Verfügbarkeit und schnellen Reaktionszeiten genügen. Wie wichtig das ist, zeigen die folgenden Zahlen: Das weltweite Datenvolumen im Festnetz verdoppelt sich derzeit alle 40 Monate, in den Mobilfunknetzen sogar alle 18 Monate. Während 2014 weltweit rund 718 Exabyte (718 Milliarden Gigabyte) umgesetzt wurden, wird sich dieser Wert schon bis 2019 auf 2 Billionen Gigabyte in etwa verdreifachen.

Ausbau der Infrastruktur 

Deutschland hat kein schnelles Internet, andere Staaten sind uns da deutlich voraus. Nur sieben Prozent der deutschen Hauhalte verfügen über einen Glasfaseranschluss. Adäquate Angebote für gewerbliche Nutzer, insbesondere erschwingliche Gigabitanschlüsse für kleine und mittlere Unternehmen, sind oftmals gar nicht vorhanden. Nur große Unternehmen können sich eigene Glasfaseranbindungen leisten. Hier muss dringend und auf breiter Front nachgebessert werden, wenn wir den Anschluss nicht verlieren und unsere wirtschaftliche Stärke beibehalten wollen. In Ballungsgebieten, in denen dreiviertel der deutschen Bevölkerung leben, lässt der hohe Wettbewerb unter den Anbietern den Ausbau von Gigabitnetzen erwarten. In manchen ländlichen Räumen findet jedoch kein Netzaufbau statt, weil er sich betriebswirtschaftlich nicht rechnet. Um hier Abhilfe zu schaffen, soll ein Zukunftsinvestitionsfonds für Gigabitnetze in ländlichen Räumen mit einem Fondsvolumen von rund 10 Milliarden Euro aufgelegt werden. Finanzierungsquelle für diesen Fonds könnten beispielsweise die Erlöse der nächsten Frequenzversteigerung der 2020 auslaufenden UMTS-Frequenzen sowie die Mittel der Digitalen Dividende II, die bislang nicht für den Breitbandausbau genutzt werden, sein. Darüber hinaus werden aber auch neue Finanzierungsinstrumente erforderlich; die Optimierung des Zusammenwirkens von Förderprogrammen wäre da zu nennen.

Digitalisierung als Chance 


Der Ausbau der Infrastruktur ist das eine, das Engagement der Betroffenen ist das andere: Alle Beteiligten, also Telekommunikationsanbieter, Bund, Länder und Gemeinden, Unternehmen und Verbände müssen gemeinsam Strategien entwickeln, um Gigabitnetze in Deutschland zu verwirklichen. Da vor allem Wirtschaftsunternehmen zeitnah zukunftssichere Netze benötigen, muss die Anbindung von Unternehmen an Gigabitnetze vorrangig betrieben werden. Um den Ausbau des Gigabitnetzes zu forcieren, müssen Verfahren vereinfacht, langwierige Planungen beschleunigt und Baukosten reduziert werden können. Die Chancen der Digitalisierung und die Stärkung positiver Marktaktivitäten in ländlichen Räumen müssen durch bessere Information von Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmen und Verwaltung vor Ort deutlicher kommuniziert werden. Doch das ist noch längst nicht alles – gerade für Unternehmen und Unternehmer in unserer Region heißt es jetzt, die Herausforderungen des digitalen Wandels zu erkennen und anzunehmen. Und das gilt quer durch die gesamte Wirtschaft, vom Handel über das Handwerk bis hin zu Dienstleistern und Zulieferern. Insbesondere Betriebe im Hochtechnologiebereich und in Forschung und Entwicklung sind bereits in der digitalen Welt angekommen. Jetzt gilt es, dass auch alle anderen nachziehen und sich dem Fortschritt mehr noch als bisher öffnen. Die Präsenz im Internet und in den sozialen Medien ist heute unerlässlich, besonders die jüngeren Zielgruppen erwarten das geradezu. Und auch bei den Älteren wächst der Anteil derjenigen, die sich ganz selbstverständlich im Netz und in sozialen Medien tummeln. Niemand, der seinen wirtschaftlichen Erfolg sichern und ausbauen möchte, kann vor dieser Entwicklung die Augen verschließen. Man muss die Herausforderung annehmen, am besten schon heute.

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